London – DAY SEVEN – 06.06.2011 – Kein verdammter Supermarkt!

Gleich am ersten Tag in London hatte ich im Fernsehen eine total tolle Werbung gesehen. Mit einem kleinen Jungen, welcher vor nem Backofen sitzt und sich auf einen total leckeren Schokoladenkuchen freut. Er hat dabei total süß erzählt wie das gut duftet und wie lecker der schmeckt und ja, die Werbung hat bei mir sofort gezogen. Mit dem Gedanken zurück in Deutschland diesen wunderbaren Schokoladenkuchen zu backen, hatte ich es mir zum Ziel gemacht genau diese Backmischung zu kaufen.
Klingt eigentlich als wäre es gar kein Problem, sollte man denken.
Aber es war schon ein komplettes Unding einen richtigen Supermarkt zu finden!
Wir waren nun schon 6 Tage lang in London und egal an welchem Ort auch immer wir waren, das höchste der Gefühle waren ein paar kleine, kioskartige Shops, die natürlich keine Backmischungen angeboten haben.

Man kann fast sagen, dass 60% des heutigen Tages dafür drauf gingen ein Geschäft zu suchen welches diese Backmischung im Angebot hatte. Ich schwöre, die Suche nach dem heiligen Gral wäre leichter gewesen.
Wie gesagt, wir haben ja nicht mal einen vernünftigen Supermarkt gefunden. Mit dem Gedanken in der berühmten Oxfordstreet, welche laut Reiseführer prädestiniert ist um shoppen zu gehen, vielleicht ein großes Kaufhaus oder noch besser Shoppingarkaden zu finden in denen es einfach ALLES gibt (so was wie das Alexa in Berlin z.B.), haben wir uns dorthin begeben und sind die gesamte Straße entlang gelaufen.
Nichts.
Kein.verdammtes.Shoppingcenter!
Und.kein.verdammter.Supermarkt!
Langsam kam in mir die Frage auf wovon die Londoner eigentlich leben? Warum konnte man nirgendwo stinknormale Lebensmittel kaufen? Warum nicht?
Schließlich kam uns der Gedanke, dass wir vielleicht einfach mal diese Touristentreffpunkte verlassen und uns durch irgendein normales Wohngebiet arbeiten sollten.
Also sind wir via Straßenbahn ein wenig aus dem Zentrum herausgefahren und in einem Gebiet mit normalen Wohnhäusern wieder ausgestiegen.
Schnell stellten wir fest, dass wir in Little India gelandet waren. Nice!

In Little India fanden wir zumindest einen Supermarkt. Nur Backmischungen gab es da keine. Logisch.
Im Endeffekt habe ich auch in den nächsten Tagen keinen Erfolg gehabt und bin ohne Devils Cake-Backmischung zurück nach Deutschland gereist. L

Während also 60% des Tages mit der Suche nach der Backmischung verloren gegangen sind, haben wir die anderen 40% sinnvoll genutzt und waren im London Dungeon.
Ohne zu übertreiben: ich hatte Angst wie selten zuvor in meinem Leben.
Oh ja, das ist so typisch mit mir. Ich habe vorher immer eine riesige Klappe, aber wenn es dann wirklich so weit kommt und ich weiß dass ich gleich an einen gruseligen Ort gehen werde, wird mir schlecht, ich bekomme Herzrasen und schweißnasse Hände.
Ich habe davor wirklich, wirklich Angst.
Das habe ich auch schon im Madame Tussauds bewiesen. Da gab es eine Wegtrennung, einmal den Weg ‚Scary’ und einmal den Weg ‚Nonscary’. Irina wollte unbedingt den gruseligen Weg nehmen… ich hingegen fand die mit Blümchen und Regenbögen bemalten Wände des anderen Wegs viel, viel verlockender. Blümchen und Regenbögen sind doch toll! :D
Auf jeden Fall schien Irina ziemlich angepisst, weswegen ich dann doch beschlossen habe die Treppe des Gruselwegs hinab zu gehen… zumindest bis zur Hälfte, denn da hörte mein Mut schon wieder auf. Ich wollte umdrehen, doch Irina hatte mein Handgelenk gepackt und wollte mich weiterziehen, aber ich hatte schon blitzschnell mit der freien Hand das Geländer gepackt und mich daran festgekrallt. Irina riss an mir und ich dachte jeden Moment reißt sie mir meinen Arm aus… aber das war mir in dem Moment lieber als da runter zu gehen.
Gemacht habe ich es dann aber doch. Fast von ganz alleine. Ich bin ja SO mutig!

Im Dungeon ging es mir die ersten 20 Minuten echt dreckig.
Ich konnte nicht mal richtig auf den TOTAL schnuckeligen Jungen an der Ticketkontrolle eingehen, welcher noch so total süß versucht hat ein Gespräch aufzubauen und uns Mut zu machen. Ich stand einfach da und hab gezittert, war unfähig klar zu denken. Verdammt.
Irina hatte mir aber auch ne ziemliche Panik gemacht, wahrscheinlich ohne es zu wollen. Aber zwei oder drei Tage zuvor meinte sie: „Warst du im Hamburg Dungeon?“ Ich nickte, erinnerte mich automatisch daran wie ich mich im Hamburg Dungeon kreischend an Caroles Rücken gepresst hatte und einfach fix und fertig war. Irina grinste nur lässig und meinte weiterhin: „Meine Kollegin war in beiden und sagt das Hamburg Dungeon ist nen Witz im Gegensatz zum London Dungeon.“

Aha ha….
Ahahahaha….
Oh mein Gott, ich dachte ich muss sterben, ok?



Im Endeffekt war das London Dungeon tatsächlich um einiges morbider als die hamburger Version.
Und Irina, die gemeine Nudel, ist immer vor mir geflüchtet wenn ich mich anklammern wollte. Das war herzlos!
Dafür ist sie dann aber zumindest als Hexe verbrannt worden. Geschah ihr ganz recht!
Das Tolle am Dungeon ist ja, dass dort in fast jedem Raum Schauspieler auf einen warten, welche einen dann auch ins Geschehen miteinbinden. So konnte es dann sein, dass man gefoltert, bei lebendigem Leibe seziert, vor Gericht angeklagt oder eben als Hexe verbrannt wurde.
Die Rolle der Hexe passte einfach perfekt zu Irina, das hat wohl auch der Kerl gedacht, welcher sie für diese qualvolle Hinrichtung ausgewählt hat. Sie wurde auf einen riesigen Scheiterhaufen gebunden und verbrannt! Harr harr!
Das war die Rache dafür, dass sie mich trotz meiner Angst alleine hat stehen lassen! Meine schwarze Seele war befriedigt. Gerechtigkeit war eingetroffen.

Die ganz große Panik blieb bei mir aber zum Glück aus. Im Gegensatz zum Hamburg Dungeon gab es nämlich keinen Bereich mit Moorleichen. Danke, Gott, danke! Da habe ich nämlich damals in Hamburg meinen Totalausraster bekommen – und noch mal wollte ich das nicht erleben.

Zurück im Hotel rauschte die Stimmung verdammt schnell dem Nullpunkt entgegen.
Wir waren beide fix und fertig und noch dazu war das Toilettenpapier alle.
Unterwegs hatte ich noch gesagt: ‚Wetten, wir kommen nachher ins Hotel und die Putzfrauen haben nicht das Toilettenpapier aufgefüllt?!’ Und tatatataaa… ich habe mal wieder Recht gehabt. Leider habe ich immer nur dann Recht, wenn ich es lieber nicht hätte.
Noch dazu kam, dass Irina ihre Periode bekommen hatte, aber keine Binden eingesteckt hat. Super.
Ich hatte auch keine, denn ich wusste dass ich meine Regel nicht in der Londonzeit bekommen würde. Womit wir wieder beim Supermarktproblem waren, denn noch mal ne halbe Weltreise nach Little India zu machen kam -zumindest für mich- überhaupt nicht in Frage. Eigentlich kam es für mich noch nicht mal in Frage auch nur noch einen Schritt zu tun und das Hotelzimmer zu verlassen. Somit ist Irina allein losgezogen, hat an der Rezeption nach einem Supermarkt und Toilettenpapier gefragt.
Ich habe in der Zwischenzeit ein wenig auf dem Bett gelegen und gedöst. Als ich aufwachte waren fast 45 Minuten um und langsam wunderte ich mich wo Irina so lange blieb.
Ich schrieb ihr eine schnelle SMS um in Erfahrung zu bringen ob sie heute noch zurückkommt oder ob ich das Bett für mich alleine habe.
Meine Gedanken spielten verrückt. Vielleicht kämpfte sie sich gerade durch die Straßen Londons, war wegen der Unterleibskrämpfe halb am wegsterben, während schon ein Schwarm Asgeier über ihr kreiste, welche vom Geruch des frischen Blutes angelockt worden waren.
Asgeier sind ja bekannt dafür, dass sie in London beheimatet sind und wenn sie gerade nicht irgendwelche Kadaver zerpflücken sorgen sie dafür, dass die Ubahnen zu langsam fahren.

Irina kam dann aber doch wieder und offenbarte mir am nächsten Tag, dass der Supermarkt eigentlich gar nicht so weit weg gewesen war, aber sie hatte sich auf dem Weg zurück zum Hotel mal wieder verlaufen. Nun aber konnten wir den Tag gemeinsam ausklingen lassen. Perfekt!

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